BLOGSoziale Ängste & Schüchternheit

Soziale Ängste

Schüchternheit & Zurückhaltung

Text aus einem Vortrag zum Thema 'Soziale Ängste', der (nicht betroffene) Menschen für dieses Thema sensibilisieren soll.

Heute habe ich ein ernsthafteres Thema. Wir machen einen Ausflug ins Thema Tiefenpsychologie

Was sind soziale Ängste? Kurz gesagt könnte man diese mit starker „Schüchternheit“ und „Kontaktangst“ umschreiben. Um das Thema genauer zu beschreiben, muss ich jedoch etwas ausholen...

Die meisten von Ihnen werden sicher auch jemanden kennen, der etwas zurückhaltender oder schüchterner ist.

Aber: Ist er wirklich schüchtern? Nur weil sich jemand NICHT in den Vordergrund drängt, muss das nicht tatsächlich ein Problem für ihn sein. Einige Menschen kommen ganz gut mit sich alleine zurecht und empfinden einfach nicht das Verlangen, auf andere zugehen zu müssen. Hier ist also zu unterscheiden.

Hier beziehe ich mich auf Menschen, die tatsächlich ANGST davor haben, mit Fremden in Kontakt zu treten. Man erkennt sie daran, dass diese sehr unauffällig sind und auch versuchen, möglichst wenig Platz einzunehmen. Das bedeutet, sie versuchen, wo immer sie sind, nicht aufzufallen und machen sich daher möglichst klein.

Diese Menschen sind auch sehr hilfsbereit und beziehen ihren Selbstwert aus dem Lob, das sie (hoffentlich) für ihre guten Taten erhalten. Um dieses Lob jetzt nicht an die große Glocke zu hängen, wird es üblicherweise heruntergespielt. Etwa mit: „Das habe ich doch gerne gemacht“, „das war doch gar nichts“ oder „das ist doch nicht der Rede wert“. Sie sind sehr zurückhaltend und hoffen, dass andere automatisch auf ihre Leistungen aufmerksam werden.

Kennen Sie auch so jemanden? Oder jemanden, den Sie vielleicht fälschlicherweise für arrogant halten, weil es ihnen nicht gelingt, vernünftig mit ihm in Kontakt zu treten?

Es geht also um die übertriebene Schüchternheit. Die Betroffenen leben in einem Teufelskreis, sie können auf der einen Seite schwer alleine sein, haben jedoch auch Angst, mit anderen in Kontakt zu treten. Da sich diese zwei Dinge normalerweise gegenseitig ausschließen, ist dieses Dilemma gar nicht so einfach lösen!

Kurze Statistik: Je nach Quelle sind rund 5-15 % der deutschsprachigen Bevölkerung von diesem Problem betroffen.

Was ist der Hintergrund?

Der Auslöser des Problems ist ein mangelnder oder zu geringer Selbstwert. Genauer betrachtet, geht es um die nicht ausreichende Entwicklung des eigenen „Ich“ oder besser, das fehlende Vorhandensein eines „gesunden Ego“.

Wenn Sie betroffene Personen und deren Verhalten näher betrachten, dann werden Sie feststellen, dass diese den Wert anderer Personen immer höher einschätzen als den eigenen. Das ist der Grund, warum sie wenig Platz für sich beanspruchen und ihren Wert aus dem Lob für die Hilfsbereitschaft beziehen. Selbst wenn das nur für kurze Zeit ist.

Was ist der Auslöser?

Nicht selten liegt der Auslöser in der Kindheit, wenn das in der Entwicklung befindliche Kind von den Eltern, Freunden oder Bekannten immer wieder ermahnt und zurechtgewiesen wurde. Ein Beispiel: Das Kind spielt im Garten und kommt schmutzig in die Wohnung. Die Mutter ruft sofort: „Kannst du nicht aufpassen? Mach hier nicht alles schmutzig!“ Irgendwann wird das Kind einfach darauf verzichten, in der „schmutzigen“ Natur zu spielen und beginnen, sich anderweitig zu beschäftigen.

Vielleicht kennen Sie auch Sprüche, wie „Was werden die anderen denken?“ oder „Stör nicht, jetzt unterhalten wir Erwachsene uns“. Hört ein Kind solche Ermahnungen und Zurechtweisungen immer wieder, dann beginnt es, sich entsprechend zu verhalten:

  • Es hört auf, spontan zu sein, weil es immer zuerst darüber nachdenkt, was andere von ihm halten könnten.
  • Es beginnt zu glauben, dass es in Gruppen mit anderen Leuten prinzipiell stört, und geht daher nicht mehr auf andere Menschen zu.

Sie kennen solche oder ähnliche Sätze auch? Dann wissen Sie ja, wovon ich spreche. Und je häufiger solche Ermahnungen und Zurechtweisungen sind, desto schwerwiegender sind die Auswirkungen für das Leben der betroffenen Person.

Denn diese führen, wie bereits beschrieben, zu einem Verhalten, das weitere Demütigungen verhindern soll. Der Auslöser wird jedoch verdrängt. Und so ist der betroffenen Person als Erwachsener der Auslöser gar nicht mehr bewusst, diese zeigt jedoch weiterhin das erlernte Schutzverhalten. Es besteht unter anderem aus den eingangs beschriebenen Symptomen:

  • Rückzug und übertriebene Schüchternheit
  • Übertriebene Hilfsbereitschaft

Viele denken „ich bin eben so“, finden sich mit dem Problem ab und resignieren!

Kann man dem Problem entkommen?

Definitiv: JA!

Wie?

Als Betroffener ist es nahezu unmöglich, es alleine zu schaffen. Denn es ist wichtig, das Problem als solches zu erkennen. Und genau das erfordert Fachkenntnis zum Thema.

Ist man sich des Problems einmal bewusst, so lässt sich dieses je nach Schwere auf die eine der folgenden Varianten beheben:

  • Medizinische Betreuung (in akuten Fällen)
  • Psychotherapie
  • Selbsthilfe

Es ist wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich kompetente Hilfe zu besorgen.

Gute Tipps von Freunden

„Gute Tipps“ von Freunden und Bekannten zeigen oft das richtige (langfristige) Ziel, doch der Betroffene hat keine Ahnung, wie er dorthin kommen soll. Daher sind diese Tipps oft wertlos oder erschaffen nur ein noch größeres Hindernis. Dazu wieder ein paar Beispiele:

  • Die Meinung der anderen muss dir egal sein (LMA-Strategie).

    Stimmt, doch ist das für Betroffene nicht schaffbar. Das ist genauso, wie: „Für ein Leben in Fülle müssen Sie nur Millionär werden“. In beiden Fällen stellt sich die Frage: Wie soll ich das schaffen? Ohne den richtigen Hinweis, mit dem Sie das Ziel in absehbarer Zeit zuverlässig erreichen können, ist dieser Tipp wertlos.

  • Wenn Dich die anderen Kinder hänseln (oder die Kollegen mobben), dann musst Du nur zeigen, dass dir das Ganze egal ist. Dann hören sie von selbst wieder damit auf.

    Stimmt, doch einem Kind oder Erwachsenen mit fehlendem Selbstvertrauen wird das NIEMALS egal sein.

  • Beliebt bei Kindern: Du musst ja nicht schüchtern sein, die Leute tun dir ja nichts.

    Wenn die Schüchternheit nur eine Phase ist, dann kann diese erzwungene Konfrontation das Problem erst recht erschaffen.

    (Stattdessen: Lob und Ermunterung an anderer Stelle: „Das hast du gut gemacht“)

Der Haken an der Sache ist jedoch der, dass die Tipps zumeist von Menschen kommen, die keine Erfahrung im Umgang mit dem Problem haben, es daher lediglich aus ihrer eigenen Sicht betrachten und einfach sagen, was Ihnen dazu gerade einfällt. Oft kommen diese Tipps auch von Menschen, die genug eigene Probleme haben und sich nicht mit diesen konfrontieren wollen. Es ist ja so viel einfacher, sich mit den Problemen anderer Menschen zu beschäftigen.

Und mit den guten Tipps möchte ich diesen Vortrag auch beenden. In diesem Zusammenhang hat ein sehr guter Freund von mir die folgende Weisheit geprägt:

Nimm keinen Ratschlag an von jemandem, der nicht dort ist, wo du sein willst.
(Markus Dan)

Was sagt uns das? Vertrauen Sie nicht auf den Ratschlag von Menschen, die selbst mit ihrem Schicksal kämpfen. Suchen Sie sich lieber jemanden, der sein Leben bereits gemeistert hat und in der Lage ist, richtige Hilfestellung zu geben.

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Von Rudolf Lechleitner am 10.07.2014

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